Fachtagung

Am 16. Oktober 2024 fand die 7. Fachtagung der Plattform Prävention statt, die sich intensiv mit dem Thema Sexualpädagogik und sexueller Bildung bei Kindern und Jugendlichen auseinandersetzte. Über 200 Fachkräfte aus den Bereichen Bildung, Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Gesundheit und Psychologie kamen zusammen, um sich über aktuelle Erkenntnisse, Methoden und Herausforderungen auszutauschen. Die hohe Teilnehmendenzahl unterstrich die große Relevanz und das wachsende Interesse an diesem wichtigen Thema in der heutigen Gesellschaft.

Sexualpädagogik als Teil der Persönlichkeitsentwicklung

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Bedeutung der sexuellen Entwicklung als integraler Bestandteil der gesamten Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Fachvorträge und Praxisberichte lieferten wertvolle Impulse, wie Kinder und Jugendliche in ihrer sexuellen Identität und Entwicklung unterstützt werden können. Ein besonderes Augenmerk lag darauf, ihnen ein gesundes Verständnis von Beziehungen und Sexualität zu vermitteln.

Ein zentrales Anliegen war zudem der Schutz vor sexueller Gewalt und Übergriffen. Die Teilnehmenden diskutierten, wie präventive Maßnahmen und gezielte Aufklärung dazu beitragen können, Kinder und Jugendliche zu stärken und ihnen ein sicheres Umfeld zu bieten.

 

Fachliche Impulse aus der Praxis

Zu den hochkarätigen Referent:innen zählte Mag.a (FH) Christine Hofstätter, Sexualberaterin und -pädagogin sowie langjährige Mitarbeiterin von pro familia Waiblingen. In ihrem Vortrag „Wenn’s still wird in der Kuschelecke. Kindliche Sexualität professionell begleiten.“ beleuchtete sie typische Ausdrucksformen kindlicher Sexualität wie Körpererkundungen und Doktorspiele. Sie zeigte auf, wie wichtig es ist, zwischen einer altersgerechten Entwicklung und auffälligem Verhalten zu unterscheiden und wie Sexualpädagogik Kinder professionell und sensibel begleiten kann – stets in der Balance zwischen Freiraumgewährung und Schutz.

Jörg Nitschke, Dipl. Sozialpädagoge und Dozent am Institut für Sexualpädagogik, widmete sich in seinem Vortrag „Geile Zeit?! Jugendsexualität 2024“ den Herausforderungen und Chancen in der sexualpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen. Er betonte die Bedeutung von Aufklärung zu Themen wie Verhütung, sexuelle Orientierung, Pornografie und Sexting und zeigte Wege auf, wie Jugendliche auf ihrem Weg zu sexueller Selbstbestimmung und Verantwortung begleitet werden können.

Robert Grollitsch, Sexualpädagoge und pädagogischer Leiter bei B3-Netzwerk, stellte in seinem Beitrag die Bedeutung einer offenen, akzeptierenden Haltung im Umgang mit sexueller Vielfalt und Kinderschutz heraus. Er plädierte dafür, Sexualität als selbstverständlichen Teil des Lebens zu betrachten und durch offene Kommunikation sowie Akzeptanz zur Prävention sexualisierter Gewalt beizutragen.

Vernetzung und Austausch

Neben den Fachvorträgen bot die Tagung auch in diesem Jahr wieder viel Raum für Vernetzung und Austausch. Auf dem Marktplatz konnten sich die Teilnehmenden über die vielfältigen Arbeitsschwerpunkte und Angebote der Netzwerkpartner:innen informieren, Kontakte knüpfen und voneinander lernen. Auch die im Netzwerk der Plattform Prävention engagierten Organisationen, Vereine und Einrichtungen nutzten die Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen.

Die 7. Fachtagung der Plattform Prävention hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig und aktuell das Thema Sexualpädagogik und sexuelle Bildung ist. Die Veranstaltung hat nicht nur wertvolle Impulse für die Praxis geliefert, sondern auch den fachlichen Austausch und die Vernetzung der Akteur:innen gestärkt.

 

Interview mit Robert Grollitsch Sozialpädagoge und Sexualpädagoge bei (un)aufgeregt:

 

Wie und wann man mit Kindern und Jugendlichen darüber sprechen soll, erklärt Robert Grollisch, Sexualpädagoge bei (un)aufgeregt:

 

Gibt es ein optimales Alter für Kinder für sexuelle Aufklärung?

Mit sexueller Bildung kann man nie früh genug anfangen, denn sie schafft die Grundlage für ein selbstbewusstes, gesundes Verhältnis zum eigenen Körper und hilft Kindern, ihre persönlichen Grenzen zu verstehen.

Allerdings muss man das eigene Verständnis von "Aufklärung" dafür höchstwahrscheinlich erstmal beiseite schieben, denn es geht bei sexueller Bildung nicht um das eine verklemmte Gespräch zwischen Eltern und pubertierenden Jugendlichen.

Welche Themen sollten mit Kinder besprochen werden?

Kinder lernen am besten in kleinen, altersgerechten Schritten. Kleinkinder dürfen Sprache für ihren Körper lernen und alle Körperteile korrekt benennen können. Sie können lernen, dass ihr Körper ihnen gehört und dass sie das Recht haben, „Nein“ zu sagen, wenn sie sich unwohl fühlen. Auch Themen wie die Bedeutung von Freundschaften und die Vielfalt von Familienformen können im Laufe der Kindheit behutsam besprochen werden.

Wie können Eltern bei dem Thema „Sexualpädagogik und Aufklärung" unterstützen?

Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie eine unaufgeregte und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, in der Fragen willkommen sind.

Es ist hilfreich, wenn Eltern mit klaren, einfachen Worten auf Fragen von Kindern antworten – das signalisiert Kindern, dass Sexualität ein natürliches Thema ist und kein Tabu. Wenn Kinder die Erfahrung machen, dass das Gespräch über positive Aspekte von Sexualität unaufgeregt stattfinden kann, wird ihr Selbstvertrauen auch soweit gestärkt, dass sie mögliche Grenzverletzungen, die sie nicht einordnen können, ebenso ansprechen und somit schneller Schutz erhalten.

Deshalb gilt: Je früher Kinder erfahren, dass ihr Körper wertvoll ist und ihre Grenzen zählen, desto sicherer und selbstbestimmter werden sie später durchs Leben gehen!

 

Zahlreiche Netzwerkpartner:innen waren auch heuer wieder vertreten:

Fotocredits: Abteilung Gesundheit, Jugend und Familie

Abteilung Gesundheit, Jugend und Familie - Prävention

Bahnhofstraße 35, Eingang B, 1. Stock
9010 Klagenfurt am Wörthersee

0463 537-4867praevention@klagenfurt.at